Auf Cthulhus Spur

Gepflegtes Rollenspiel rund um den kriechenden Wahnsinn

闃寂たる (Gekisekitaru) – Allein

Beim ersten Sonnenlicht mache ich mich auf die Suche nach einem Zimmermann, der mir bei der Umsetzung meiner Baupläne behilflich sein soll. Es dauert eine Weile, bis ich einen kompetenten Mann finde. Sein Name ist Harek und er erklärt sich bereit, seine Kontakte spielen zu lassen, um mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen. Gemeinsam gehen wir zur Sägemühle und bestellen das Bauholz. Die erste Ladung soll noch heute geliefert werden.

Nachdem das geklärt ist, empfiehlt Harek mir, mich mit dem Dachdeckermeister Jonta in Verbindung zu setzen. Er ist der einzige, dem er zutraut, die Pagodenkonstruktion, die ich für die Gebäude vorgesehen habe, umzusetzen. Er erklärt mir den Weg zu Jontas Haus und sagt, ich könne mich gerne auf ihn berufen.

Ich treffe Jonta in seiner Werkstatt an und zeige ihm meine Pläne.
“Das ist die Art, wie die Menschen aus dem Südland ihre Häuser bauen”, stellt er begeistert fest, “ich habe Abbildungen davon in Büchern gesehen.” Er betrachtet mich eingehend. “Seid Ihr aus dem Südland?”
“Nicht direkt”, antworte ich. Auch Schmied Etop hatte mich einst für jemand aus diesem Südland gehalten. Ich sollte mich vielleicht einmal etwas eingehender mit diesem Thema befassen.
Jonta belässt es dabei. Er fragt nicht weiter nach meiner Herkunft. Stattdessen erklärt er, wie gerne er sich der Herausforderung dieser ungewöhnlichen Dachkonstruktion stellen möchte. Er scheint wirklich der richtige Mann für diese Aufgabe zu sein.

Drei Gebäude will ich bauen lassen. Ein zweistöckiges Wohnhaus, daran anschließend eine Trainingshalle, außerdem ein Lagerhaus, das gegebenenfalls auch in Teilen als Stallung genutzt werden könnte.

Zufrieden beobachte ich die Anlieferung der ersten Holzladung, als Mare plötzlich neben mir auftaucht. “Hey”, begrüßt sie mich kess und amüsiert sich sichtlich über meinen überraschten Gesichtsausdruck. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass meine Freunde hier einfach wie aus dem Nichts auftauchen.

“Mare, schön dich zu sehen”, begrüße ich sie ehrlich erfreut.
Ohne lange Vorrede, ganz wie es ihre Art ist, berichtet sie mir, dass sie und meine Freunde in England Pläne zu meiner Befreiung schmieden. Ihr Schicksalskompass, erklärt sie, sei in der Lage, Dinge und Personen aufzuspüren, so könnten sie mich in der unendlichen Bibliothek finden. Dieser Aspekt war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Selbst wenn es meinen Freunden gelingen sollte, einen Weg in die Bibliothek zu erschließen – sie ist unendlich. Wie sollten sie mich dort finden können?
“Wir brauchen nur noch etwas, das uns schnell und ohne Zeitverschiebung 430 Lichtjahre durch das All bringt”, sagt sie, “halt die Augen und Ohren danach offen, wenn du das nächste Mal in die Bibliothek gehst oder dich mit irgendwelchen Leuten unterhältst, die darüber was wissen könnten. Und wenn du Esme siehst, frag sie nach dem Algenpulver und nach Traumtee. Und jetzt brauche ich den Zauberspruch.”
Ich bin etwas überfordert von ihren wasserfallartigen Ausführungen und ihren Gedankensprüngen.
“Welchen Zauberspruch?”, frage ich.
“Astrale Pfade reinigen”, erklärt sie, “Mycroft sagte uns, du hättest da etwas gefunden.”
“Ja, das stimmt”, bestätige ich und krame die Abschrift der Ritualbeschreibung hervor.
“Hervorragend”, meint Mare und beginnt, den Text, insbesondere den Spruch, auswendig zu lernen. Damit ist sie einige Zeit beschäftigt und irgendwann verblasst auch ihre Gestalt und sie entgleitet den Traumlanden.

Während in England der Morgen anbricht und die Menschen aus ihren Träumen erwachen, legt sich die Nacht über Ulthar. In den letzten Nächten konnte ich mich sehr gut ablenken und beschäftigen, aber heute fällt mir das schwer. Mir fehlt etwas, das spüre ich ganz deutlich. Ich bin nicht vollständig. Es nagt an mir, dass ich meine spirituelle Seite hier nicht pflegen kann. In solch melancholischen und einsamen Momenten wie diesem half mir oft die Meditation oder das Gebet, neue Zuversicht zu gewinnen. Hier muss ich andere Wege finden.
‘Es ist nicht leicht, sich zu erden, wenn die Erde fehlt’, geht es mir durch den Kopf.
Ich fühle mich gefangen. Es tröstet mich wenig, dass ich hier nahezu unbegrenzte Möglichkeiten habe – Wohlstand und die Fähigkeit, überall hin zu reisen, wie und wo es mir beliebt. Allein die Sterne spenden mir Frieden in dieser schier endlos scheinenden Nacht.